Der Anruf

neue Worte: Ladenschluss, Vergissmeinnicht, Explosion
Es war ein harter Tag gewesen.
Das Wetter hatte sein Maximum an Hitze erreicht und es hatten sich kaum Kunden blicken lassen. Schweren Herzens drehte ich das Open-Schild an der Tür. Nach Ladenschluss gönnte ich mir immer in der Küche eine Tasse Kaffee. Ich musste mir eingestehen, dass nichts so klappte, wie ich es mir gewünscht hatte. Mein Blumenladen verlief so schlecht, dass ich nicht länger davon leben konnte.
Meine Eltern vergnügten sich wahrscheinlich irgendwo am anderen Ende der Welt und vergaßen, dass sie ein Kind hatten. Und er hatte sich immer noch nicht gemeldet. Ich schaute auf die Blume, die er mir geschenkt hatte.
Eine Vergissmeinnicht.
"Wenn sie blüht, werde ich wieder da sein", hatte er gesagt.
Ich starrte die Knospen an und merkte, dass meine Wangen feucht waren. Hatte ich ihm nicht versprochen, nicht zu weinen?
Ein Klingeln. Ich horchte auf. Was war das?
Ich hörte Schritte.
Ach so, es war sicherlich nur ein Kunde, der das Schild an der Tür übersehen hatte.
"Ich habe bereits geschlossen", sagte ich auf dem Weg zum Verkaufsraum und fand mich vor dem Lauf einer Pistole wieder.
"Kasse auf!", schrie ein grotesk aussehender Mann und richtete mit zitternden Händen die Pistole auf mich. "Na los! Wird's bald!?"
"Schon gut", wimmerte ich. "Bitte erschießen Sie mich nicht!" Die Angst lähmte mich und ich konnte nicht gehorchen. In meinem Herzen taten sich Tausende Explosionen.
Genau in diesem Moment betrat eine weitere Person den Laden. Es war der Händler nebenan. "Emely, geht es Ihnen gut?"
Sobald er den Dieb sah, richtete er seine Hände nach oben.
"Bitte Verzeihung!", schrie er.
In diesen Moment der Ablenkung zwang ich mich auf den Knopf unter dem Tresen zu drücken, der sofort die Polizei alarmierte.
Der Dieb bekam das offensichtlich mit, denn er fluchte und rannte aus meinem Laden. Meine zitternden Knie ließen nach und ich fiel zu Boden. Ich weinte vor Angst und Erleichterung.
"Geht es Ihnen gut?", sagte Robert und kam auf mich zugeeilt. 

"Sie haben mich gerettet!", rief ich schluchzend und umarmte ihn.

"Das war ich nicht!", erwiderte er erstaunt. Er war leichenblass.
"Wie meinen Sie das?", fragte ich mit zittriger Stimme und wischte mir die Tränen weg.
"Es war Jonas."
"Jonas ist über 3000 Kilometer weit weg. Außerdem ist es gerade Nacht bei ihm", klärte ich Robert auf.

Doch dieser schaute mich immer noch mit blassem Gesicht und Schweiß auf der Stirn an und antwortete schließlich: "Er rief an und sagte `Robert, mein Freund, ich habe das Gefühl bei Emely stimmt etwas nicht. Geh bitte sofort zu ihr`."

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