Was ist geschehen? Was? Bitte. Irgendjemand muss es mir sagen. Ich brauche Hilfe. Warum hilft mir niemand? Sie hauen ab. Haben sie Angst bekommen?
Ich kann meine Augen nicht mehr aufhalten. Alles brennt in mir. Der Schmerz strömt rasend schnell durch meine Glieder. Heißes Blut rinnt meine Schläfe entlang. Es wird alles schwarz – und ich schließe mit dem Leben ab.
Unwillkürlich blendet mein Gedächtnis eine Erinnerung ein. Ein Ereignis, das mein gesamtes Leben durcheinander gebracht – nein! - zerstört hat. Es war zu schrecklich. Die Erinnerung daran zerstört beinahe meine friedliche Ruhe, die mich überkommt. Mein Vater zielt mit seiner Pistole auf Mama… und drückt ab. Auf dem Weg zum Krankenhaus stirbt sie. Sein Blick. Es ist Hass darin, aber auch Sorge. Und Wut. Aber worauf ist er wütend? Ich verstehe es nicht. Nein. Bitte. Ich möchte jetzt nicht daran denken. Ich möchte schöne Erinnerungen sehen. Meine Eltern haben mich geliebt. Wir waren eine fröhliche Familie. „Mit dir geht die Sonne auf“, sagt sie.
Ich lächele. Meine Mutter war wirklich liebevoll. Mama, Papa, ich vermisse euch. Warum hast du das getan, Papa? Du hast mich allein gelassen. Du hast mir Mama weggenommen - und bist gegangen. Ich weine. So ist also mein Ende? Ich lebe allein und sterbe allein? Und niemand ist da. Wer wird mich vermissen, wenn ich weg bin? Wer wird sich an meine Eltern erinnern - und an Sam. Die Tragödie von Sam Conway wird vergessen sein, wenn es niemanden gibt, der darüber spricht. „Ich halte es nicht mehr aus, Lucy“, sagt er und spült sich mit Wasser den Mund aus. Blut und ein Zahn landen auf dem Boden. „Ich bin doch nicht ihr Spielzeug! Ist das etwa mein Schicksal – mein ganzes Leben verprügelt und gehasst zu werden?“ Er schaut mich so verzweifelt an, dass ich kein Wort über die Lippen bekomme. Nichts, was ich sage, könnte ihn jetzt trösten. Die Jungs kennen keine Grenzen. Und die Erwachsenen schauen weg. „Ich werde dem ein Ende setzen“, flüstert er so, dass ich es kaum hören kann. Er dreht sich um und wischt sich die verräterischen Tränen aus den Augen. „Was hast du vor?“, frage ich ängstlich.
Lange sieht er mich an und kommt zu mir rüber. „Es tut mir Leid, Lucy.“ „Was…“ „Ich hoffe, du vergibst mir“, sagt er unter einem Kuss auf meine Wange. Und dann geht er.
Ich sehe ihm nach und habe das Gefühl, gerade meinen besten Freund verloren zu haben. Und am nächsten Tag hat jeder in der Schule davon gehört: Samuel Conway wurde tot in seinem Zimmer gefunden.
Ach, Sam. Jetzt verstehe ich, was du durchmachen musstest. Ich wurde ignoriert, beschimpft, schikaniert und gedemütigt. Aber mich haben die Jungs und Mädchen nie geschlagen. Sie haben mich gehasst und gleichzeitig Angst vor mir gehabt: Die Mörders-Tochter. Der Geschmack von Metall breitet sich in meinem Mund aus. Ich spucke und würge und bekomme nichts raus. Ich bin zu schwach, um meinen Mund zu öffnen und den Schwall von heißem Blut raus zu lassen. Ich glaube, jetzt ersticke ich. Es wird warm in meinem Bauch, wenn ich an ihn denke. Ethan. Ich habe ihn so geliebt. Er richtet seinen Blick immer so weit weg. Körperlich ist er anwesend und dennoch… er scheint so weit weg, dass ich mir sehnlichst wünsche dort zu sein, wo seine Gedanken sind. Ich würde so gerne mit ihm reden. Ich würde ihn gerne fragen, woran er immer denkt, ihn fragen, was geschehen ist, dass seinen Blick hat so trüb werden lassen. Oder ein kleines Hallo. Das hätte mir gereicht. Aber er ist praktisch immer umzingelt! Von diesen Zicken, die so von ihm schwärmen, als wäre er der einzige Junge auf der Schule. Und die Jungs, die sich bei ihm einschleimen wollen, weil er von einem guten Elternhaus kommt. Ethan, ich bin hier. Warum schaust du mich nicht an? Aber nein, Ethan nimmt mich nicht wahr. Immerhin macht er sich nicht über mich lustig, sondern ignoriert mich einfach. Kann ich das Glück nennen? Plötzlich erscheint Olivers Gesicht. Ich sehe ihn so deutlich vor mir. Ich versuche meine Hand auszustrecken und seine entstellte Fratze verschwimmt. Irgendwie habe ich es geschafft, ihm die Nase blutig zu schlagen und einige tiefe Kratzer zu verpassen. Er hat es verdient. Sie alle.Ich höre sie nicht kommen, bis sie auf einmal hinter mir stehen. Es sind Dylan und seine Freunde. Und Ethan. Ich habe Angst vor ihnen aber ich freue mich auch, dass er da ist. Zaghaft lächele ich ihn an, doch er schaut betreten zu Boden.
Dylan stampft auf mich zu und entreißt mir plötzlich meine Tasche. Der Inhalt verteilt sich auf dem Boden und die anderen Jungs machen sich darüber her. Hilfesuchend schaue ich zu Ethan, doch dieser reagiert nicht. „Lasst mich in Ruhe!“, flehe ich. „Ich habe euch nichts getan! Bitte!“ Dylan grinst mich an und im nächsten Moment spüre ich seine widerwärtigen Lippen auf meinem Mund. Ich schubse ihn weg und keuche heftig. Darauf gibt er mir so eine kräftige Ohrfeige, dass der Schlag lange danach in meinem Ohr schallt. Ethan rührt sich immer noch nicht und auch die anderen scheinen das nicht so spektakulär zu finden. „Was erlaubst du dir?“, schreie ich und versuche ihm nicht meine Angst zu zeigen. „Haltet sie fest!“, ruft Dylan seinen Freunden zu und sie gehorchen ihm. „Nein! Lasst mich los!“ Ich schreie und trete und kann dennoch gegen diese Riesen nichts ausrichten. Dylan packt mich am Hals und schnürt mir die Luft weg. Als kleine Punkte vor meinen Augen tanzen, sehe ich, wie Ethan Dylan von mir wegstößt. Keuchend versuche ich meine Lungen wieder mit Luft zu füllen. Oliver, der Hünenhafte, stemmt sich auf Ethan. Wieder hält mich Lewis fest und wieder spüre ich Dylans ekelhaft kalte Hände auf mich.
Nein, ich will das nicht... Irgendwann mussten sie wohl fertig sein. In diesem abgelegenen Park hatte niemand etwas mitbekommen. Als sie merkten, dass ich mich vollends nicht mehr rührte, hauten sie ab. Und ließen mich allein. Ich sollte froh sein. Oder nicht? Sie sind weg. Jetzt habe ich meine Ruhe. Was soll denn noch kommen? Was habe ich vom Leben noch zu erwarten. Niemand wartet auf mich und freut sich, dass ich es doch noch geschafft habe. Niemand begrüßt mich, wenn ich nach Hause gehe. Niemand lächelt mich an, wenn ich zur Schule gehe. Warum also nicht gleich hier bleiben!
Was rede ich mir da bloß ein? Ich will leben! Natürlich will ich leben. Wer würde das nicht wollen…
„Du willst also leben?“, höre ich plötzlich eine Stimme fragen. Was war das? Ich habe es mir eingebildet. „Nein, hast du nicht.“ Plötzlich bin ich nicht mehr im Park. Ich bin auf einem endlos weißen Boden und einem weißen Himmel, der sich über dieses grenzenlose Nichts erstreckt. Mein Körper scheint geheilt und selbst meine Kleider sind wieder in ihrem alten Zustand. Ich drehe mich und schaue mich um, aber da ist nichts. „Hallo“, sagt jemand hinter mir. Ich schaue zu dem Ort, von wo die Stimme kommt, und sehe nur ein Licht. Es ist ein Wesen in Menschengestalt, das von so einem hellen Licht umgeben ist, dass ich mir die Augen mit der Hand abschirmen muss. „Wo bin ich hier?“ „Du bist im Land der Grenze“, sagt das helle Wesen und kommt zu mir näher. Er gleitet mehr als das er geht. „Land der Grenze? Was ist das?“ „Das ist die Brücke zwischen Leben und Tod, ein Vorort, wenn dir das lieber ist. Du kannst dich nicht entscheiden, wo du hin willst, deswegen bist du hier. Normalerweise wird dieser Ort schnell überquert, aber du lässt dir Zeit.“ „Das heißt, du willst, dass ich mich schnell entscheide?“, frage ich ängstlich. Ich höre die Stimme melodisch lachen. „Nein. Darum geht es nicht. Ich möchte dir ein Angebot machen.“ Das verwirrt mich. „Was für ein Angebot? Ich kann dir nichts bieten.“ „Das kannst du tatsächlich nicht. Aber wenn man hier ewig verweilt, bekommt man Langeweile“, sagt er. „Was genau willst du?“, frage ich und will es eigentlich auch nicht wissen. „Ich gebe dir die Chance nochmal zurück zu kehren.“ „Was?“, sage ich ungläubig. „Das glaube ich dir nicht. Ich kann mich nicht bewegen. Und mein Herz schlägt nicht mehr regelmäßig.“ „Unterschätze mich nicht, Lucy“, sagt die Stimme unheilvoll. „Wie denn, wenn ich nicht weiß, wer du bist“, antworte ich mit einem mulmigen Gefühl im Magen. Alle meine Instinkte sagen mir, dass dieses Wesen gefährlich ist. „Ich gebe dir die Chance dich zu rächen.“ „Rache?“ Das kann nicht gut sein. Ich muss unbedingt hier weg. „Würdest du dich nicht gerne bei deinen Mördern rächen? Und an jene, die deine geliebte Familie zerstört haben? Und an die, die dir Sam weggenommen haben?“ Nein, nein, nein. Das hier ist falsch. Ich bin keine Mörderin. Ja, sie haben mir das Leben zur Hölle gemacht, aber ich kann niemanden töten. Das bin nicht ich. Und dennoch… „Ja. Das möchte ich.“ „Du weißt, dass sie weiter machen werden, wenn du sie nicht daran hinderst. Willst du wirklich, dass dieses Dorf verkommt und schon bald neue Mädchen und Jungs in den Tod getrieben werden?“ Das bringt mich zum Nachdenken. Könnte es sein, dass er Recht hat? Diese Menschen sind wirklich in ihrem Benehmen und dem Umgang miteinander in ihrem niedrigsten Niveau angekommen. Darf man solche Menschen weiter gewähren lassen? Muss ihnen nicht mal jemand Einhalt gebieten? Ich denke an Sam und sein verletztes Gesicht. Er hat so gelitten. „Was kannst du mir geben?“, frage ich mit neuer Sicherheit. Ich spüre das Wesen lächeln und mich überkommt ein Schauder. Auf wen habe ich mich da nur eingelassen? „Ich mache dich gesund und gebe dir die nötige Stärke, deine Peiniger zur Strecke zu bringen.“ Lange sage ich nichts. Vielleicht… ich muss doch nicht unbedingt jemanden töten. Ich kehre zu meinem Leben zurück, ziehe weit weg, lebe friedlich und lasse alles hinter mir. Es steht außer Frage, dass er mich nur zurück lässt, wenn ich auf seine Bedingungen eingehe. Deswegen sage ich ihm das nicht. „Einverstanden.“ Das Wesen kommt auf mich zu und dann ist alles in einem hellen Licht gehüllt. Mit einem schweren Schlag kommt neues Leben in meinem bereits toten Körper. Es kriecht in meinen Gliedern, macht meine Arme und Beine wieder beweglich. Lässt meine Brust hoch- und runter sinken. Bringt mein Herz zum Schlagen und lässt Blut überall pumpen. Ich erwache.
„Du willst also leben?“, höre ich plötzlich eine Stimme fragen. Was war das? Ich habe es mir eingebildet. „Nein, hast du nicht.“ Plötzlich bin ich nicht mehr im Park. Ich bin auf einem endlos weißen Boden und einem weißen Himmel, der sich über dieses grenzenlose Nichts erstreckt. Mein Körper scheint geheilt und selbst meine Kleider sind wieder in ihrem alten Zustand. Ich drehe mich und schaue mich um, aber da ist nichts. „Hallo“, sagt jemand hinter mir. Ich schaue zu dem Ort, von wo die Stimme kommt, und sehe nur ein Licht. Es ist ein Wesen in Menschengestalt, das von so einem hellen Licht umgeben ist, dass ich mir die Augen mit der Hand abschirmen muss. „Wo bin ich hier?“ „Du bist im Land der Grenze“, sagt das helle Wesen und kommt zu mir näher. Er gleitet mehr als das er geht. „Land der Grenze? Was ist das?“ „Das ist die Brücke zwischen Leben und Tod, ein Vorort, wenn dir das lieber ist. Du kannst dich nicht entscheiden, wo du hin willst, deswegen bist du hier. Normalerweise wird dieser Ort schnell überquert, aber du lässt dir Zeit.“ „Das heißt, du willst, dass ich mich schnell entscheide?“, frage ich ängstlich. Ich höre die Stimme melodisch lachen. „Nein. Darum geht es nicht. Ich möchte dir ein Angebot machen.“ Das verwirrt mich. „Was für ein Angebot? Ich kann dir nichts bieten.“ „Das kannst du tatsächlich nicht. Aber wenn man hier ewig verweilt, bekommt man Langeweile“, sagt er. „Was genau willst du?“, frage ich und will es eigentlich auch nicht wissen. „Ich gebe dir die Chance nochmal zurück zu kehren.“ „Was?“, sage ich ungläubig. „Das glaube ich dir nicht. Ich kann mich nicht bewegen. Und mein Herz schlägt nicht mehr regelmäßig.“ „Unterschätze mich nicht, Lucy“, sagt die Stimme unheilvoll. „Wie denn, wenn ich nicht weiß, wer du bist“, antworte ich mit einem mulmigen Gefühl im Magen. Alle meine Instinkte sagen mir, dass dieses Wesen gefährlich ist. „Ich gebe dir die Chance dich zu rächen.“ „Rache?“ Das kann nicht gut sein. Ich muss unbedingt hier weg. „Würdest du dich nicht gerne bei deinen Mördern rächen? Und an jene, die deine geliebte Familie zerstört haben? Und an die, die dir Sam weggenommen haben?“ Nein, nein, nein. Das hier ist falsch. Ich bin keine Mörderin. Ja, sie haben mir das Leben zur Hölle gemacht, aber ich kann niemanden töten. Das bin nicht ich. Und dennoch… „Ja. Das möchte ich.“ „Du weißt, dass sie weiter machen werden, wenn du sie nicht daran hinderst. Willst du wirklich, dass dieses Dorf verkommt und schon bald neue Mädchen und Jungs in den Tod getrieben werden?“ Das bringt mich zum Nachdenken. Könnte es sein, dass er Recht hat? Diese Menschen sind wirklich in ihrem Benehmen und dem Umgang miteinander in ihrem niedrigsten Niveau angekommen. Darf man solche Menschen weiter gewähren lassen? Muss ihnen nicht mal jemand Einhalt gebieten? Ich denke an Sam und sein verletztes Gesicht. Er hat so gelitten. „Was kannst du mir geben?“, frage ich mit neuer Sicherheit. Ich spüre das Wesen lächeln und mich überkommt ein Schauder. Auf wen habe ich mich da nur eingelassen? „Ich mache dich gesund und gebe dir die nötige Stärke, deine Peiniger zur Strecke zu bringen.“ Lange sage ich nichts. Vielleicht… ich muss doch nicht unbedingt jemanden töten. Ich kehre zu meinem Leben zurück, ziehe weit weg, lebe friedlich und lasse alles hinter mir. Es steht außer Frage, dass er mich nur zurück lässt, wenn ich auf seine Bedingungen eingehe. Deswegen sage ich ihm das nicht. „Einverstanden.“ Das Wesen kommt auf mich zu und dann ist alles in einem hellen Licht gehüllt. Mit einem schweren Schlag kommt neues Leben in meinem bereits toten Körper. Es kriecht in meinen Gliedern, macht meine Arme und Beine wieder beweglich. Lässt meine Brust hoch- und runter sinken. Bringt mein Herz zum Schlagen und lässt Blut überall pumpen. Ich erwache.
Als ich zu Hause bin, scheint mir die Realität plötzlich sehr fremd. Ich weiß nicht, was ich tun soll, habe keine Ahnung, wie mein Alltag aussieht. Ich entscheide mich für ein Bad, um den Schmutz und das vertrocknete Blut zu entfernen. Samt Kleidern steige ich in die Wanne und verharre lange Zeit so liegend. Mein Kopf ist leer. Ich denke an gar nichts. Nicht an das Lichtwesen, an das Grenzenland. Nein, nicht mal an Ethan möchte ich jetzt denken. Oder an Dylan… Mit einem Ruck stehe ich auf, schnappe mir Zahnbürste und Zahnpasta und schrubbe mir wie verrückt die Zähne. Ich fahre auch über die Lippen, bis mir der brennende Schmerz Gewissheit gibt, dass jeglicher Rückstand von Dylans Lippen von meinen entfernt ist. Ich putze und spüle aus und putze und putze. Dabei kann ich meine Tränen nicht aufhalten. Wie brechende Dämme fließen sie runter und ich kann nichts dagegen machen. Ich schmeiße die Zahnpasta weg und kauere mich auf dem Boden. Ich weine solange, bis von meiner Stimme ein leises Krächzen übrig bleibt und meine Augen geschwollen sind. Irgendwann schlafe ich auf dem eiskalten Boden ein. Als ich wieder aufwache, spüre ich nur allzu deutlich die harten Fliesen unter mir. Mit knacksenden Knochen stehe ich auf und torkle zu meinem Bett, kann aber nicht mehr schlafen. Ich fühle mich erdrückt von diesem Haus und seiner Größe. Also beschließe ich rauszugehen. Dabei bin ich doch total müde. Ich kann nicht mehr. Mein Körper streikt. Nichtsdestotrotz tragen mich meine Beine vorwärts. Weiter und immer weiter und ich komme fast um vor Erschöpfung. Mit einem Mal bin ich hellwach. Ich spüre es. Irgendetwas ist da. Ich beginne, hastig zu rennen und merke, wie sich meine Sinne schärfen. Dort drüben ist es. Eine freudige Erwartung überkommt mich. Gleich bin ich da.
Außer Atem betrete ich das Grundstück der Thompsons. Ich höre das laute Gelächter von Oliver und seiner Freundin Megan, noch bevor ich sie sehe.
Mein Gehirn befiehlt mir, abzuwarten und mir eine Strategie auszudenken. Doch mein Körper ist schneller und innerhalb weniger Sekunden stehe ich vor dem Pool, in dem sie sich befinden. Noch bevor sie überhaupt realisieren was geschieht, schließe ich meine Augen und horche. Die Eltern sind nicht da. Der Junge der Nachbarn auf der anderen Seite hört laute Musik. Der Vater liegt betrunken in seinem Bett. Ein anderer Mann konzentriert sich auf die Ergebnisse vom Lotto. Weiter weg ist ein Paar am Streiten...
Ich beobachte meine Umgebung und sehe schließlich Oliver, dessen Augen sich vor Entsetzen weiten, als er mich erkennt. „Hallo“, sage ich und stürze mich auf ihn. Die Wände des Pools geben nach und bald versinkt der Garten in Wasser. Ich höre Olivers Wirbelsäule brechen. Ich richte mich auf und schaue mich um. Die Gartenstühle könnten mir behilflich sein. Ich reiße ein Bein des Stuhls aus und flitze zurück zu Oliver, der sich gequält auf dem Boden windet und schreiend um Hilfe ruft.
Es wird dir niemand helfen.
Fast schon leidenschaftlich steche ich in ihn hinein und genieße den Anblick des Blutes, das in herrlichen Maßen aus seinem jetzt toten Körper hervor quillt. Ich steche immer wieder zu und merke, wie ich schon wieder anfange zu weinen. Warum kommen diese dummen Tränen schon wieder? Ich wische sie weg und lache dann, als ich mir die verzerrte Grimasse von Oliver anschaue. Ich lache so laut, dass ich mich wundere, warum mich eigentlich niemand hört. Diese dummen Leute. Sie sind so vertieft in ihrem eigenen Leben, dass sie nicht mal merken, wenn jemand um Hilfe ruft.
Ich richte mich auf, rücke meine Kleidung zurecht und renne los. Megan wird nicht weit gekommen sein.
Ich erreiche sie und drehe ihr das Genick um. Ihr Schrei bleibt ihr im Hals stecken.
Als ich nach Hause gehe, geht die Sonne auf. Ich verschanze mich hinter meiner Tür und versuche dieses Gefühl der Zufriedenheit zu ignorieren.
Was habe ich nur getan?
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen