An die ersten Sachen in meinem Leben werde ich mich immer erinnern. An meine erste Gitarre, die ich von meinen Großeltern bekam. An meine ersten "Röhrenjeans", die mir eigentlich zu breit war, aber das wusste ich damals noch nicht. Ich erinnere mich an meine erste Wintermütze, die ich mit meiner Freundin gekauft habe und jetzt habe ich sie immer noch, obwohl sie nicht mehr so gut ist. Aber ich kann mich nicht von ihr verabschieden. Außerdem erinnere mich an den ersten Anime, den ich geguckt habe, nachdem auf RTL2 ja keine mehr liefen und ich dachte erwachsen geworden zu sein. Und lange Zeit später guckte ich aus Langeweile Vampire Knight und seitdem bin ich irgendwie doch erwachsen geworden. Und dann war da mein erster Horror-Anime, den ich ganz allein geguckt habe, einfach nur weil ich die Zeichnung so schön fand. Tokyo Ghoul sind viele weitere gefolgt. Ich erinnere mich an mein allererstes Thriller-Buch "Das Kopernikus-Syndrom". Ich habe vorher nie einen Thriller gelesen und immer gedacht, dass sei nicht mein Ding. Immer habe ich vorher gedacht mich zu kennen, aber dann habe ich etwas neues gesehen oder erlebt und beschlossen, dass es doch ein Teil von mir sein wird.
Und nun habe ich etwas Neues entdeckt. Ich bin auf Seite 226. Ich lese dieses Buch und habe noch nie alle paar Zeilen mit den Tränen kämpfen müssen. Es ist lustig aber auch so herzzerreißend traurig. Ich lese es und sehe ein Ende kommen, das mir eventuell nicht gefallen wird. Aber das ist in Ordnung. Denn ich lerne gerade, dass, wenn ich etwas tue - egal was -, das Ende nicht immer das Beste sein muss. Manchmal ist der Weg dahin ja das Bessere. Ich sehe ein, dass es okay ist, wenn nicht immer alles gut geht. Ich freue mich, diese winzig kleine aber so ungeheuer wichtige Lektion gelernt zu haben. Daran werde ich mich immer erinnern.
Nachtrag.
Erst nachdem ich das Obige geschrieben hatte, fiel mir die Ironie hinter meinen Worten auf; wie kann ich ständig über das Erinnern reden, wenn man ein Buch über das Vergessen liest? Das scheint mir unfair. Bitte verzeiht.
Jetzt habe ich es zu Ende gelesen.
Ich möchte mich jetzt nicht darüber unterhalten, wie sehr mir die Charaktere gefallen haben, wie wunderbar und gelungen ich Claire fand oder die geschaffene Atmosphäre, die mich einhüllt und glauben lässt, ich bin mittendrin und nicht nur ein entfernter Zuschauer. Dieses Buch ist es nämlich nicht wert auf Standards untersucht zu werden.
Immer bevor ich etwas Neues beginne, informiere ich mich ganz lange und intensiv darüber. Ich glaube, das liegt daran, dass ich immer alles möglichst perfekt machen möchte - obwohl das Resultat weit davon entfernt ist.
Jedenfalls habe ich mich erkundigt, was eine Kurzgeschichte ausmacht. Ein Merkmal war: Gefühle nicht benennen, sondern vermitteln.
Ich für meinen Teil halte mich nur an Regeln, die mir gefallen und diese hier hat mir ganz besonders gefallen, ob es nun um eine Kurzgeschichte geht oder nicht! Ich habe beschlossen, dass jeder Autor, der mir ein Gefühl übermitteln kann, ein ausgezeichneter Autor ist.
Glückwunsch Frau Coleman - Sie sind eine ausgezeichnete Autorin!
Claires Krankheit schreitet unaufhaltsam voran und man ist hautnah dabei, man erlebt es. Hier wird nicht gesagt, ihre Krankheit wird immer schlimmer - nein. Ich, ich als Leser, denke mir: Oh mein Gott, ihre Krankheit wird immer schlimmer.
Das ist es, was diese Autorin in meinen Augen so grandios gemacht hat. Sie lässt mich für Claire mitfühlen und sie lieben und mit ihr trauern und mit ihr glücklich sein und ihr einfach alles zu wünschen, jeden noch so kleinen lichten Moment.
Und als Gegensatz wird die Geschichte anhand des Erinnerungsbuches - zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich die kursive Schrift erst hinterher verstanden habe - durch die Augen der anderen Charaktere erzählt. Es wird ein einzigartiges Spektakel im ständigen Wechsel zwischen Gegenwart und Vergangenheit.
Ich fände es unfair zu sagen, Claire ist hier die Hauptperson und die anderen sind Nebenpersonen. Caitlin hat ihre ganz eigene bezaubernde Geschichte und als Leser freut man sich für sie, wenn sie doch endlich ihr kleines Glück findet. Ich finde es schön, dass hier zwei Geschichten so harmonisch verwebt sind, dass es auch ab und zu als kleine Abwechslung dient.
Ich glaube - und da kann mir wirklich keiner widersprechen! - ein Autor hat superviel Macht über seine Leser. Die Leser sind dem ausgeliefert, was der Autor schreibt, in welcher Laune er gerade ist und was dabei letztlich rauskommt. Am Ende stirbt die Heldin, am Ende trennen sie sich, am Ende hat sie einen Anderen, alles war nur ein Traum, bla bla bla. Der Leser bekommt dieses Ende aufgetischt und er kann nichts dagegen machen. Der Arme.
Ich glaube auch, manche Autoren sind sich dessen gar nicht bewusst. Ich finde es schade, denn offensichtlich wissen sie wohl nicht, welch eine Magie ein gutes Buch ausstrahlen kann.
Aber Rowan Coleman habe ich vertraut. Ich war felsenfest davon überzeugt, ich würde ihr Ende in Ordnung finden, weil der Weg dorthin schon so unglaublich fabelhaft war.
Aber dann kam mir tatsächlich ein Dorn im Auge; so wie in jedem Buch. Immer gibt es eine Sache, die mich stört. Immer. Zum Beispiel hasse ich Dreiecksbeziehungen. Und den, der erst nachher dazu kommt, sehe ich als Unruhestifter an, egal wie sympatisch er auch sein mag. Ja, ich habe Jacob gehasst. Und New Moon habe ich überflogen, obwohl ich seinerseits ein Riesen-Fan war! Aber ich schweife ab.
Jedenfalls habe ich geglaubt, mit diesem Ende würde ich vielleicht doch nicht klar kommen, weil sich ein Unruhestifter einnisten will und habe es verflucht, dass Autoren mit unseren geliebten Büchern alles machen können, was sie wollen. Sie können es sogar verunstalten, wenn ihnen gerade danach ist.
Und meine Verunstaltung hatte sogar einen Namen: Ryan.
Ich wollte nichts mehr in der Richtung lesen! Aber dann... wie aus heiterem Himmel... verstand die Autorin, dass irgendwann mal jemand ihr Buch lesen wird und dass sie ihre Macht nicht ausnutzen darf. Sie bringt den Leser auf die Palme - oder vielleicht nur mich, da ich ja besagte Beziehungen hasse - aber dann versöhnt sie ihn wieder.
Und jetzt denke ich darüber nach, wie ich das Ende finde. Ich glaube, ich finde es in Ordnung. Viel mehr sogar, ich finde es richtig so.
Rowan Coleman zeigt uns erschreckende Seiten einer erschreckenden Krankheit. Aber letzten Endes erspart sie uns das Schlimmste. Und lässt uns Abschied nehmen von einer Claire, wir sie kennen und lieben. Hier war ein Autor fair gegenüber seinen Lesern.
Einfach unvergesslich ist ein magisches Werk. Ich habe geliebt es zu lesen und ich werde es lieben, es in Erinnerung zu behalten und umso mehr liebe ich es, jetzt davon zu berichten.
Ich habe es von meiner Freundin Esma geschenkt bekommen. Danke, dass du wusstest, was ich mag, noch bevor ich es selbst wusste. Dieses Buch ist schön - in allen Bedeutungen, die dieses Wort nur haben kann.
Liebe Grüße,
Mime
PS. Ich weiß, meine Rezensionen mögen nicht allen Erwartungen entsprechen, aber ich habe wirklich keine Lust, mich über Schreibstil oder dergleichen zu unterhalten. Ich finde jeder hat da seinen eigenen Geschmack und ich brauche niemandem meine Meinung aufzutischen. Lediglich die Gedanken, die mir zu dem Buch einfallen, die sind mir wichtig.
PPS. Da ich ja selbst danach strebe, eine richtig gute Autorin zu werden, nehme ich es als Scherz, dass Autoren und Leser auf Kriegsfuß miteinander stehen. Es ist eine amüsante Vorstellung, die ich in meinem Kopf gesponnen habe.
Liebe Grüße,
Mime
PS. Ich weiß, meine Rezensionen mögen nicht allen Erwartungen entsprechen, aber ich habe wirklich keine Lust, mich über Schreibstil oder dergleichen zu unterhalten. Ich finde jeder hat da seinen eigenen Geschmack und ich brauche niemandem meine Meinung aufzutischen. Lediglich die Gedanken, die mir zu dem Buch einfallen, die sind mir wichtig.
PPS. Da ich ja selbst danach strebe, eine richtig gute Autorin zu werden, nehme ich es als Scherz, dass Autoren und Leser auf Kriegsfuß miteinander stehen. Es ist eine amüsante Vorstellung, die ich in meinem Kopf gesponnen habe.
Hey mime, es macht mich unglaublich glücklich zu hören dass dir meine Wahl gefallen hat. Ich bin sehr gerührt von deiner Rezension und jetzt schon gespannt es auch zu lesen.. freut mich wirklich sehr dass du eine schöne zeit mit dem Buch hattest :)
AntwortenLöschenHallo Esma,
AntwortenLöschenIn der Tat, das lesen hat einen riesenspaß gemacht. Mir ist aufgefallen, dass, je besser mir ein buch gefallen hat, umso wilder und verwirrter fallen die Rezensionen aus ;)
Ich kann es schon kaum erwarten, dir das buch in die hand zu drücken, leg dir schon mal ganz viele taschentücher zu :))